Ein geschichtlicher Überblick. Den englischen Quellen wird im Zweifel den Vorzug gegeben. Mit Auflistung der Daten zur Geschichte Pelargir.
Erstellt von Andreas Flügge, Stadtrat von Pelargir
Das Zweite Zeitalter
Das Dritte Zeitalter
Resümee

1. Das Zweite Zeitalter (Second Age – S.A.)

Über die Geschehnisse in Mittelerde gibt es zu Anfang nur wenige und kurze Aufzeichnungen, und Ihre Daten sind oft unzuverlässig.
1.1. Die offizielle Gründung 2350 S.A.
Als offizielles Gründungsalter gilt die Begründung der Kolonie 2350 S.A. unter Tar-Ancalimon, 14. König von Númenór, und Ausbau von Pelargir zum sogenannten Haupthafen der Kolonie. Andererseits finden sich auch ältere Erwähnungen von dem Hafen und der Siedlung Pelargir vor der politischen Einheit der númenórischen Kolonie unter Pelargir.
1.2. Die Anfänge
Die ersten Schiffe der Númenórer erschienen bereits um 600 S.A. vor den Küsten Mittelerdes. Die Númenórer lehrten als Freunde an den Küsten Belfalas den Danan Lin (ursprünglich wilde Menschen, die sich nicht den von Sauron beeinflußen ließen ) die Künste und Kultur, die sie u.a. von den Elben gelernt hatten. Bis etwa 1200 S.A. sind von den numenorischen Seefahren keinerlei beständige Siedlungen bekannt. Danach dürften schon erste dauerhafte Siedlungen bestanden haben. Wegen der besonderen Lage an der Mündung des Sirith in den Anduin, dem großen Strom, und in der Nähe dessen Mündung in die Bucht von Belfalas dürfte Pelargir schon einer der ersten Häfen und Siedlungsorte gewesen sein, mehr als ein Jahrtausend vor 2350 S.A. der offiziellen Gründung als Haupthafen der selbständigen Kolonie Pelargir.

1.3. Die erste Erwähnung 1701 S.A. und die Regierungszeit der „Guild of Venturers“
Die erste historische Erwähnung liefert die Überlieferung des Krieges gegen Sauron in 1693-1701 S.A., der 1699 fast ganz Mittelerde beherrschte. Tar-Minastir ( 11. König von Númenór ) zog seine Garnison 1701 S.A. aus Pelargir ab und gab die Hafenstadt in die Obhut der „Guild of Venturers“. Dies war eine Bruderschaft von Seefahrern, gegründet 741 S.A. von Aldarion, dem späteren 6. König von Numenor bis zu ihrer Auflösung 1883 S.A. von König Tar-Ciryatan ( s.u. ) . Obwohl sie ihr Gildenhaus in Rómenna ( Hafenstadt im Osten Númenórs ) hatten, unterhielten und regierten sie die Häfen ( Hafenstädte ) Pelargir, Umbar und Vinyalonde im Namen der Könige, mit denen sie Jahrhunderte eng verbunden waren. Die nach Tar-Minastir folgenden ( zunehmend nach Macht und Reichtum gierigen ) numenorischen Könige erhoben hohe Tribute und bauten die Hafenstädte zu Festungen aus.

1.4. Die Rebellion Murazôrs und die Auflösung der „Guild of Ventures“
Im Konflikt 1880-1883 S.A. zwischen den Prinzen und Halbbrüdern Imrazôr und Mûrazôr hielt ein Großteil ( der mit der Politik Imrazôrs unzufriedenen ) Gilde zu Mûrazôr. In Vinyalonde ( Eriador ) hatte Mûrazôr die größere Unterstützung und wies die Gilde an seinen Halbbruder zu ermorden. Imrazôr floh von Edhellond, wo ihn die Botschaft der Rebellion erreichte, in die Sicherheit der königstreuen Stadt Pelargir. Schon bald wurde der Zufluchtsort von den Meuterern belagert. Wegen der Stärke des „haven*“ Pelargirs und der schwierigeren Annäherung von der Seeseite konnten die Belagerer Imrazôr in Pelargir lediglich einschließen. So dauerte es zwei Jahre bis der König Tar-Ciryatan im fernen Numenor hiervon erfuhr. Er verlor keine Zeit seinen ungeratenen Sohn Mûrazôr zurückzurufen, seine Revolte zu beenden und sich in Numenor zu verantworten. Der wiederum dachte nicht daran sich dem Willen seines Vaters zu unterwerfen, anderseits konnte er es nicht wagen sich offen gegen die Macht Numenors zu wenden. So gab er alles auf und ging 1883 S. A. ins Asyl nach Mordor. Der König sah in der Gilde eine potentielle Bedrohung seines Königshauses in Mittelerde und löste sie somit auf.

* hier : Zufluchtsort, im Englischen aber auch gleichbedeutend mit Hafen; der Begriff „haven“ wird in den englischen Texten auch noch zur Zeit der letzten Allianz ( vgl.1.9.2 ) verwendet, wo Pelargir unzweifelhaft schon die größte Stadt Mittelerdes war.

1.5. Die Herrschaft Imrazôrs
Als Belohnung für die Treue Imrazôrs wurde ihm 1883 S.A. von Tar-Ciryatan die Herrschaft über Pelargir übertragen ( nichterbliches Lehen ! ). Denoch blieb Pelargir noch 467 Jahre ein königlicher Außenposten bis zur Ernennung zur Kolonie 2350 S.A. Unter Imrazôr‘s Herrschaft über Pelargir ( bis zu seinem Tod 2231 S.A. im Alter von fast 450 Jahren ) kamen mehr und mehr „Faithful“ ( Partei der Getreuen ) aus Numenor nach Pelargir. Diese hatten sich im Konflikt zwischen dem Königshaus und der uralten Freundschaft zu den Elben und der Mächte des Westens für die uralten Freundschaften entschieden. Die Zahl der Ankömmlinge wurde so groß, daß Pelargir zu klein war alle angemessen unterzubringen. Die Siedlungen der Numenorer im Hinterland Pelargirs ( Anfalas und Lebennin ) expandierten. Die Getreuen kehrten der Korruption und Dekadenz ihrer Heimat den Rücken und kamen vor allem nach Pelargir, da Imrazôr in der Gunst von Uinen und somit der Valar stand. So wurde Pelargir zum Thema für den König Ancalimon, der nur noch wenig Einluß auf die 1883 S.A. von Tar-Ciryatan an Imrazôr verlehnten Stadt mit umliegenden Provinzen hatte.

1.6. Der Beginn der „Pelargirian League“
Nach dem Tod seines Vaters 2231 S.A. segelte Imrazôr‘s Sohn Veantur mit anderen Führern der Getreuen 2232 S.A. nach Númenór um König Ancalimon eine Petition zu unterbreiten. Sie baten um Zustimmung für eine Verfassung mit dem númenórischen Status einer tributspflichtigen ( aber de facto selbständigen ! ) Kolonie. Dieser Status wurde der „Pelagirian League“ erst 2350 S.A. nach über 100 Jahren gewährt. Dieses geschah aus dem politischen Kalkül Tar-Ancalimons seine nicht greifbaren Widersacher seiner Reichspolitik ( Die Getreuen ) in einer Zuständigkeit zu sammeln, in der er sie leichter überwachen konnte, während sich das Bedürfnis nach direkter Regierung der Kolonie erübrigte. Er übertrug den prominentesten Familien, die sich selbst die Partei der “ Faithful“ ( der Getreuen ) nannten, die Gewalt über alle Dunedain der Küsten nördlich und westlich der Bucht von Belfallas. Er beachtete die sakrale Rolle der Linie des Hauses Imrazôr als exklusiver Vermittler von Uinen’s Gunst. Veantur und seinen Nachfahren wurden substantielle Machtbefugnisse in der Rechtsprechung über die übrigen Familien und die Aufgabe der Landverteilung gegeben. Dies geschah um den Familien der Getreuen die Last der öffentlichen Finanzen aufzubürden und die Expansion ihrer personellen Ressourcen in politischen Ämtern im neuen Rat der Kolonie Pelargir zu binden. Die Schlüsselfunktionen blieben beim Hause Imrazôr‘s um Machtzuwächse in Form der Überlegenheit einiger Familien über andere zu vermeiden. Dem Hause Imrazôr wurde es verboten Land außerhalb der Hafenstadt zu haben und sollte auf die materielle Unterstützung durch die anderen Familien für ihre religiöse und juristische Verantwortung angewiesen sein.

1.7. Die selbständige Kolonie Pelargir 2350 – 3319 S.A.
Die Kolonie von Pelargir ( inkl. dem Hinterland ) war mit den benachbarten númenórischen Kolonien in der Bucht von Belfalas durch Freundschaft und wechselseitigen Beistand verbündet. Mitgliedschaft in dieser Liga bedeutete gemeinsame Verteidigung gegen Feinde ( üblicherweise Sauron ). Der Rat von Pelargir agierte auch als Vermittler in Konflikten, die zwischen den Gemeinschaften auftraten. Mitgliedschaft in der Liga war keine Pflicht, aber es war die einzige politische Institution auf ganz Mittelerde, in der die Getreuen in der Mehrheit waren. Die fast 1000 Jahre der Kolonialzeit waren eine weit überwiegend friedliche Zeit.

1.7.1 Die Einflußnahme der Könige
Je mehr sich Númenór und deren Könige von den Valar entfernten umso mehr versuchten die Könige die direkte Kontrolle über die Liga ( der vorwiegend Getreuen ) zurückzugewinnen. Schließlich , in 3102 S.A., erließ König Ar-Gimilzôr ein Dekret, daß Pelargir von einer königlichen Marinegarnision zu überwachen sei. Diese soll von einem Garnisionskommandanten befehligt werden, der allein vom König ernannt und nur ihm direkt gegenüber verantwortlich war. Der Reformkönig Tar-Palantir ( der versuchte Númenór auf den getreuen Weg zu den Valar zurückzuführen ) stellte die Garnision dann rechtmäßig ( d.h. dem Ideal des selbständigen Kolonialstatus entsprechend ) unter die Kontrolle des Rates von Pelargir.

1.7.2 Die Jahre der Unterdrückung 3262 –3319 S.A.
Die Kolonie hat ihren Status nie verloren, da sie verbriefte Rechte hatte, die sie der königlichen Autorität Tar-Ancalimon’s selbst verdankte, sogar von einem König der bekanntermaßen die Getreuen ablehnte. Deswegen war es unmöglich ohne eine direkte Veranlassung einer Provokation durch Pelargir gegen die Kolonie vorzugehen.
Dennoch setzte der Frevelkönig Ar-Pharazôn anläßlich seines Besuchs in Mittelerde die königliche Marinegarnision unter seine direkte Kontrolle 3262 S.A..

Das Bekenntnis zu den Getreuen zu gehören galt als Hochverrat seit der Begründung des Melkor-Kultes 3265 S.A. Es kam zu einer gnadenlosen Verfolgung der Getreuen der Valar, deren volle Gewalt nur die selbständige Kolonie Pelargir wegen ihres juristischen Status entkam. Die Rechtsprechung lag hier in der Hand der Nachfahren Imrazôrs. Pelargir gab keinen Anlaß zum direkten Eingreifen des Königs und erduldete die Unterdrückung. König Ar-Pharazôn verlangte Tribute von der Liga und behandelte deren Untertanen mehr als Sachen denn als Bürger.

1.8 Der Aufstand 3319 S.A.
54 Jahre der massiven Unterdrückung seit Begründung des Melkor-Kultes hatte die Kolonie loyal erduldet. Nun aber kam der Großen Kriegszug 3319 S.A. gegen die Valar selbst, so daß sie offen revoltierte. Während Ar-Pharazôn’s verrückten Angriffs gegen die Valar wurde seine kleine verbliebene Reserve in Pelargir von den Getreuen sofort vernichtet. Die Getreuen rechtfertigten die Rebellion als ein Akt der Loyalität zu den Valar und wurden vielleicht deshalb oder wegen Uinen‘s Schutz nicht wie Númenór durch den Untergang im Meer gestraft.

1.9. Die Reichsgründungen im Exil 3320 S.A.
In 3320 S.A. wurde das südliche Reich im Exil Gondor und das Nordreich Arnor von Elendil als Hohekönig aller Dunedain in Annúminas ( Arnor ) begründet. Seine Söhne Isildur und Anarion bekamen Gondor als Lehen.

1.9.1 Die Gründung Gondors im Exil 3320 S.A.
Ein Großteil des Landes Gondors war bereits unter númenórischer Herrschaft von Pelargir. Diese númenórische Kolonie der getreuen Númenórer bestand schon als politische Einheit seit fast 1000 Jahren bevor Isildur und Anarion ihren Fuß auf Mittelerde setzten. Alle Ländereien des südlichen Gondors ( bis zum weißen Gebirge ) waren bereits in der Einflußsphäre von der seit dem Aufstand nun de facto unabhängigen Kolonie Pelargir.
Außerdem waren die getreuen Anhänger von der selbständigen Kolonie Pelargir zahlenmäßig dem Gefolge Elendil´s gewaltig überlegen, die gerade dem Untergang Númenórs entflohen waren. Sein Gefolge bestand gerade mal aus neun Schiffsladungen von Flüchtlingen, wovon ganze fünf mit seinen Söhnen in der Kolonie Pelargir landeten.
Dennoch gab es in dem Rat von Pelargir eine verbreitete Meinung, man bräuchte eine königliche Bestätigung der Verfassung, insbesondere um die Hegemonie über alle númenórischen Provinzen südlich des weißen Gebirges festigen zu können. Letztlich führte das Bedürfnis der Flüchtlinge nach materieller Hilfe und das Streben Pelargirs nach politischer Legitimation zu einem Kompromiß. Die Mehrheit des Rates stimmte der Reichsgründung unter Elendil’s Söhnen unter Bedingungen zu. Im Vordergrund stand der Erhalt der politischen Autonomie der Liga. Isildur und Anarion siedelten mit ihrem Gefolge außerhalb Lebennins in der Enge zwischen dem Weißen – und dem Schattengebirge ( Ephel Dúath ) und begründeten Osgiliath als Reichshauptstadt um die Autonomie Pelargirs nicht zu gefährden. Unumstritten war die Mehrheitsentscheidung jedoch nicht. Edhelion‘s Söhne Fuinur und Herumur aus der Linie Imrazôr‘s stimmten gegen die Reichsgründung ( die von ihrem eigenen Vater unterstützt wurde ! ). Für sie war es nicht einzusehen, warum die Neuankömmlinge sich die Krone anmaßten, wo doch das Haus Imrazôr mühelos ein eigenes Reich aus eigener Kraft der mächtigen Kolonie Pelargir errichten könnte. In dem Bewußtsein, die Mehrheit gegen sich zu haben, verließen sie Pelargir um ihre eigenen Reiche zu gründen. Dies taten sie aber nicht ohne vorher das heilige Symbol (Karma von Aldarion) der Gunst Uinen’s und der göttlichen Garantie des Bestands der Liga zu stehlen. Prompt sahen die Adligen von Umbar ihre Chance gekommen ihre Unabhängigkeit vom Reich unter König Fuinur zu verwirklichen. Um 3400 S.A. erreichte die Botschaft Elendil’s Söhne und den Rat von Pelargir die traditionellen Grenzen der Kolonie Umbar zu achten.
( siehe 1.6. ! , der Kolonie Pelargir waren historisch nur die Küstengebiete nördlich und westlich der Bucht von Belfalas, dem Siedlungsgebiet der Danan Lin ( vgl.1.2. ), zugewiesen worden ! )
Um zu verhindern, das weitere Provinzen dem Beispiel folgten wurde Edhelion (dem Vertreter des Hauses Imrazôr’s) von Elendil die Halbinsel Belfalas als Lehen und den Titel eines Prinzen verliehen. Im Austausch verzichtete Edhelion auf alle politischen Rechte seines Hauses Imrazôr über die Kolonie Pelargir und ließ sich in Dol Amroth als Prinz von Belfalas nieder.

1.9.2. Die letzte Allianz
Die letzte Allianz zwischen Elben und Menschen wurde von Saurons plötzlicher Offensive 3429 S.A. hevorgerufen. Sauron versprach den Königen Fiunur und Herumor von Umbar und Harad für ihre Beteiligung an seinen Plänen die Krone von Gondor. Während Saurons Horden von Ostlingen im Norden angriffen, fielen sie mit ihren Haradrim in Lebennin und Harithilien ein. Pelargir wurde 4 Jahre lang belagert und die Verteidigungsanlagen schwer beschädigt, aber Pelargir selbst nicht erobert. Schließlich zogen die Angreifer nach Norden um Elendil’s und dem Elbenkönig Gil-galad’s Heeren in Dagorlad den heutigen Totensümpfen zu begegnen. In der Schlacht fiel Herumor und Fiunur floh nach der Niederlage ihrer Heere. Sauron zog sich nach Barad-dûr zurück in dem er 7 Jahre lang belagert wurde bevor er Anarion sowie in einem Ausfall Elendil und Gil-galad tötete. Im Gegenzug wurde er selbst von Isildur getötet, der ihm den einen Ring abnahm, womit das zweite Zeitalter endete.
Bis weit in die Jahrtausende des dritten Zeitalters reichte der historische Einfluß von Pelargir auf die geographische und politische Einheit ( Süd- ) Gondors.

2. Das dritte Zeitalter ( Third Age T.A. )

Isildur nahm nach dem Sieg über Sauron die Stellung seines gefallenen Vaters als Hohekönig aller Dunedain an. Er gab Melendil, dem Sohn seines Bruders Anarion, die Herrschaft über Gondor. Gemeinsam mit dem Rat erklärte Melendil ( nach dem Tod Isildurs durch eine Bande Orks ) im Jahr 2 T.A. das Reich Gondor für Unabhängig.

2.1. Der Niedergang und Wandel der Bedeutung Pelargirs im T.A.
Im Laufe des dritten Zeitalters schwand allmählich die politische Bedeutung der größten Stadt Mittelerdes. Offizielle Hauptstadt war das durch Isildur und Anarion gegründete Osgiliath. Die Anfangs der Kolonie Pelargir gegenüber machtlosen Könige nutzten die Schwäche ihrer Gegner.

2.1.1 Die rechtlichen Ausgangsbedingungen
Das Haus Imrazôr hatte seine politischen Rechte an der Kolonie Pelargir schon in 3400 des zweiten Zeitalters durch Edhelion im Austausch gegen die Halbinsel Belfalas als erbliches Lehen und den Prinzentitel aufgegeben. Die Nachfahren Edhelions konnten durch die Diskreditierung der Opposition gegen die Reichsgründung ( die Edhelions Söhne im Krieg mit Sauron gegen Gondor vertraten ) nichts rückgängig machen. Eine Republikanische Alternative für die Kolonie Pelargir war nicht zu denken. Dennoch hatten Isildur und Anarion bei der Reichsgründung der Liga von Pelargir weitreichende Unabhängigkeit garantiert. Erst mit Melendil‘s Unabhängigkeitserklärung wurde der König von Gondor almählich aus seiner Gleichstellung gegenüber dem Rat gelöst. Dieser hatte nur Elendil geschworen und sah seine Söhne Isildur und Anarion als Gleichgestellte statt als Herren an.

2.1.2 Die Ursachen für den Niedergang der Kolonien
Die Föderation der unabhängigen Kolonien standen in der númenórischen Tradition, daß nur die Hohemenschen reinen Blutes aus Númenór Staatsbürger waren, die die politischen und militärischen Geschicke der Kolonien bestimmen konnten. Die niederen Menschen Gondors, die Nachfahren der Danan-lin ( vgl 1.2. ) hatten keinen Zugang. Die seit dem Untergang Númenórs beendete Zuwanderung von „númenórischem Blut“ stand einem Verlust an Dunedain in den Kriegen, insbesondere dem in diesem Sinne verheerende Krieg der letzten Allianz (siehe 1.9.2.) gegenüber. Es kam zu einer unvermeindlichen Vermischung der Dunedain mit den Nachfahren der Danan-lin. In allen Kolonien führte dies zu mehr oder wenigen Spannungen, da die zunehmend kleinere reinblütige Elite den Mischlingen tendenziell die Voraussetzungen für die Staatsbürgerschaft und politischer Beteiligung verwehrte und diejenigen wiederum versuchten die Voraussetzungen ständig zu erweitern. Dies führte häufig zu
Bürgerkriegen innerhalb und zwischen den Kolonien. Die Unfähigkeit die Tradition des Rassismus zu überwinden und sich den gegeben Notwendigkeiten anzupassen führte zur Machtlosigkeit der Liga und zum Untergang der selbständigen Kolonien.

2.1.3. Das Ende der Liga von Pelargir 754 T.A.
Es war König Tarannon , Sohn von Sirondil, der die mit der Reichsgründung garantierte politische Unabhängigkeit der Kolonien gewaltsam abschaffte. Bis zu seiner Thronbesteigung 748 T.A. wurde er von seinem Vater zum Führer der Heerscharen ernannt und versammelte die Heere des südlichen Königreiches um die südlichen und westlichen Verbündeten seine Ordnung zu bringen. Kurz nach seiner Befriedung der Küste von Anfalas lenkte Tarannon den Konflikt nach außen zu den kleinen Reichen der Haruzen (dem späteren Südgondor). Diese Kleinstkönige standen vorwiegend im historischen Einflußbereich der Kolonie von Umbar, waren aber schon wirtschaftlich und politisch mit Pelargir vielfältig verbunden.
Die Föderation der Kolonien von Pelargir Annulond, Serelond, Lond Galen und Pelargir selbst wurde in Provinzen unter Beamten direkter königlicher Kontrolle aufgeteilt. Die Blutszugehörigkeit spielte keine ausschließliche Rolle mehr. Diese Strukturen schufen die Basis der weiteren Erfolge der gondorianischen Könige ( Zeit der Schiffskönige von 748 bis 1240, dem Ende der Vergabe des Titels Führer der Heerscharen an den Thronerben ). Die historische Bedeutung Pelargirs für die Einheit der Provinzen südlich des weißen Gebirges blieb noch für Jahrhunderte bestehen.

2.1.4 Die wirtschaftliche Bedeutung Pelargirs
Pelargir behielt als bevölkerungsreichste Stadt ihre wirtschaftlich überragende Bedeutung für den Welthandel der Kaufleute und des Bürgertums auch wegen seiner geographischen Lage. Pelargir war der Knotenpunkt der wichtigsten Handelsrouten. Im Hafen von Pelargir an der Mündung des Sirith in den Anduin und in der Nähe dessen Mündung in die Bucht von Belfalas löschten die Schiffe ihre Waren. Auch die bedeutensten Handelsstraßen Gondors, die „Südstraße“ nach Norden Richtung Minas Tirith, die „Harad Straße“ in den Süden und Osten sowie die Bücke über den Sirith zum bevölkerungsreichen Westen Richtung Linhir und weiter Richtung Dol Amroth, der Küstengebiete von Anfalas und Lamedon trafen sich hier. Die Verbindung der wichtigsten Land und Seewege traf man in Mittelerde nur in Pelargir an.

2.1.5. Die Renaissance des „Rates von Pelargir“ im „kin-strife“ ( Bürgerkrieg )
Die Idee der antiken „Pelargirean League“ wurde von der alten reinblütigen Aristokratie des Südens als Begründung für den Bürgerkrieg gegen die gewaltsam expandierte und unverschämt reiche Monarchie Gondors ab 1240 T.A. wiederbelebt. Die unrechtmäßige Aufhebung der Selbständigkeit durch König Tarannon war doch noch nicht vergessen. An eine ernsthafte Wiederherstellung der föderierten Kolonien Númenórs wurde nicht gedacht, allerdings war Pelargir der Hauptstützpunkt der Flotte und der Rebellion. Für die politische Legitimation führte ihr Führer Castamir ( der Enkel von Calimehtar, dem Oberbefehlshaber der gesamten Flotte ) den „Rat von Pelargir“ mit dem Kriegsrecht der Kolonien wieder ein. Daher nannten sich die Rebellen die Konföderierten. Sobald aber der erste Sieg errungen war wurde der „Rat von Pelargir“ zugunsten einer neuen Königswahl von Castamir durch den „Rat von Gondor“ abgelöst. Zur Hauptstadt begehrte Castamir seinen Flottenstützpunkt Pelargir zu machen, scheiterte aber am Wiederstand der Aristokratie, die befürchteten, daß der Rat von Gondor damit vollständig vom Gegenkönig Castamir dominiert werden würde. Nach der Belagerung 1447-1448 T.A, d.h. Rückzug aus Pelargir und Öffnung der Tore der Stadt durch Deserteure für das Heer des rechtmäßigen Königs Eldacar war Gondor wieder in der Hand des rechtmäßigen Königs.
Der Mißbrauch des Namens des „Rates von Pelargir“ diskreditierte letztlich den Gedanken an einen unabhängigen Staatenbund. Nunmehr ist auch die seit König Tarannon bestehende Rechtslage ( vgl. 2.1.3 ) legitimiert.
Als eines der Ergebnisse des „kin-strife“ blieb die Entstehung der Korsaren aus den verbliebenen aufständischen Truppen und fast der gesamten gondorianischen Flotte mit Umbar als Stützpunkt.

2.2. Bedeutende Ereignisse des dritten Zeitalters für Pelargir – nach dem politischen Untergang –
2.2.1. Die bedeutensten Überfälle der Korsaren auf Pelargir
In den Jahrtausenden ihres Bestehens erlebte diese Stadt die dunkelsten Tage vor allem durch die Korsaren :
Die Korsaren führten den Krieg mit Piraterie als Kriegstaktik gegen Eldacar’s Gondor, und fügten besonders dem Handel Pelargirs ( und im Krieg Pelargir selbst ! ) erheblichen Schaden zu. Die Plünderung und Verwüstung Pelargirs sowie die Ermordung des Königs Minardil beim Überfall der Korsaren unter Führung der Urenkel von Castamir auf Pelargir 1634 T.A. sind als die wichtigsten Ereignisse hervorzuheben.
2.2.2. Die unvergleichliche große Pest 1636-1637 T.A.
In der Hauptstadt Osgiliath waren die meisten Opfer durch den legendären bösartigen Westwind mit den todbringenden Keimen aus dem Osten zu beklagen. Tatsächlich kam die Pest über die Handelsrouten aus Rhovanion. Viele flohen aus den Städten Pelargir, Linhir und vor allem das am schwersten getroffene Osgiliath aufs Land und in die Berge und kehrten nie zurück. Der Sitz der Hauptstadt wurde nach Minas Arnor ( das spätere Minas Tirith ) verlegt. Von den Städten aus verbreitete sich die Pest rasch in Gondor und den westlichen Ländern. Es starben neben dem neuen König und allen seinen Kindern so viele Menschen, daß die Truppen aus entfernten Lagern zurückgerufen und Festungen aufgegeben werden mußten. Fast zwei Jahrhunderte lang versuchte Gondor kaum etwas anderes als allmählich seine Stärke zurückzugewinnen. Als Glück im Unglück waren auch die Feinde ( möglicherweise die Ostlinge und Südlinge ) durch die Pest so geschwächt, daß sich in diesen zwei Jahrhunderten nur wenig Historisches ereignete.
2.2.3. Die Kriege ab 1851 T.A. und die Jahre der Not
Von den folgenden Kriegen gegen die Wagenfahrer und die Südlinge blieb Pelargir selbst verschont, aber der Blutzoll war beträchtlich. Pelargir wurde erst in den Jahren der Not 2758-2760 T.A. wirklich hart geprüft. Das Jahr 2758 erwies sich beinahe als verhängnisvoll. Krieg und Witterung wirkten zusammen und setzten dem Leben der Bewohner der Westlande um ein Haar ein Ende. Die Korsaren von Umbar, verbündet mit den Menschen der Harad, entsandten drei große Flotten, um die Küste von Gondor auf ihrer ganzen Länge vom Anduin bis zum Isen anzugreifen. Die Feinde bildeten Brückenköpfe am Strand und bahnten sich den Weg ins Binnenland. Ganz Gondor war ein Schlachtfeld und Rohan konnte nicht zur Hilfe kommen, da es selbst vom Krieg durch die Südlinge und der Dunländer kurz vor der Auslöschung stand. Umgekehrt konnte im Frühling das siegreiche Gondor unter Beregond den Rohirrim zur Hilfe eilen und die Feinde vertreiben.

2.3. Das Ende des dritten Zeitalters ( T.A.)
2.3.1. Die langsame Ausbreitung des Feudalismus in Gondor nach der Zeit der Schiffskönige
Die Nachkommen der ehemaligen Flüchtlinge aus Númenór begründeten den in der zweiten Hälfte des dritten Zeitalter vorherrschenden Feudalismus ( Lehnswesen ) Gondors. Der Feudalismus der Nachfahren Elendil’s verdrängte die historische Vormachtstellung von Pelargir, die als eine Art Einheit der Gebiete südlich des Weißen Gebirges fortbestand. Nach und nach zerfiel das Reich Gondor in einem Flickwerk mehr oder weniger kleiner Feudalstaaten. Die reiche und konservative Oberschicht der Dunedain verlagerte ihr Interesse von Expansion und Abenteuer hin zu Kunst und Juwelen. Dieses und die Familienzwiste lähmten das Reich zunehmend. Lediglich die Erhaltung des Reiches stand zum Ende des T.A. im Vordergrund gondorianischer Politik. Ernsthaften Wettbewerb in Kriegskunst und Außenhandel gab es nicht mehr.
2.3.2 Die faktische Autonomie Pelargirs am Ende des T.A.
Die Hafenstadt Pelargir selbst war als einzige Stadt Gondor’s wichtig und stark genug um eine eigene Politik zu betreiben ohne auf die Wünsche irgendeines regionalen Oberhauptes einzugehen. Und das geschah, obwohl die Stadt viele ihrer Privilegien aus der Zeit der „Pelargirean League“ unter anderem wegen der Rebellion gegen den König aus der Zeit des „kin-strife“ verloren hatte.
2.3.3 Der Ringkrieg
In den Tagen des Ringkrieges im März 3019 spielte Pelargir keine bedeutende Rolle. Nur ein Zehntel der Truppen der volkreichen südlichen Lehen waren zur Verteidigung Minas Tirith‘s wegen der Angst der Lehnsfürstentümer vor den Korsaren entsandt worden. Der fortgeschrittene Feudalismus hätte um ein Haar den Zusammenbruch des ganzen Reiches zur Folge gehabt.

3. Resümee

Unter all den Kriegen, der Piraterie und dem häufigen Ausfallen der Handelsgebiete im Süden und Osten hatte gerade Pelargir als Handelsstadt besonders zu leiden. Nichtsdestotrotz stand den Jahren des Krieges auch Jahrhunderte des Friedens und des Handels gegenüber, der den Reichtum und Wohlstand des Großteils der bürgerlichen und altaristokratischen Bevölkerung brachte. Nicht nur deshalb stand der „Rat von Pelargir“ den Konflikten stets zurückhaltend gegenüber und war vornehmlich auf die eigene Verteidigung in Koalition mit Gleichgesinnten aus.
Die günstige Lage der Stadt zeigte sich sowohl in der Verteidigung wie auch für den Welthandel als besonders vorteilhaft. Neben Mordor’s Sklavenreich um das Nurnenmeer und die Küsten von Umbar ist die weite Südküste Gondors mit dem Ausläufer des Nordufers des Anduin ( Lebennin ) bis hin nach Minas Tirith die bevölkerungsreichste Region ganz Mittelerdes. Wenn am Ende des dritten Zeitalters die Rede vom ( Stadt-) Rat von Pelargir die Rede ist, so ist hiermit die faktisch autonome Stadtregierung gemeint und nicht die mächtige politische Institution aus dem zweiten Zeitalter vor 3000 Jahren.
Dieses ist nicht als Wiedergabe der Geschichte der Reiche Númenórs und Gondors, sondern nicht mehr aber auch nicht weniger als ein Auszug aus der Geschichte der Stadt zu verstehen.